Sonntag, 1. November 2015

Rotary-Club-Tournee

Hallo ihr Lieben, 

wie die meisten wissen, ist Rotary seit meinem Austausch nach Taiwan ein sehr großer und wichtiger Bestandteil meines Lebens. Da ich den Kontakt zu Rotary auch während meiner Zeit hier in Costa Rica gern beibehalten wollte, habe ich mich vor meinem Abflug um eine Kontaktaufnahme mit einem hier ansässigen Club bemüht, der Chairman des Distrikts 1880, Christof Furtwängler hat mich dabei sehr unterstützt. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal dafür. Leider funktionierte das Ganze am Ende dann aber doch nicht ganz so, wie ich mir das gewünscht hatte, und das rotarische Anliegen meinerseits rückte auf der Prioritätenliste etwas nach unten.

Nun saß ich aber vor einiger Zeit an meinem freien Tag an der Rezeption und tat so dies und jenes (ich weiß heute nicht mehr ganz genau, warum ich eigentlich überhaupt da saß) und plötzlich erschien ein Mann mit einer Rotary-Mappe in der Hand, er gehörte zu einer größeren Gruppe. Ich den guten Mann natürlich sofort angesprochen, meine Situation erklärt, dass ich mit Rotary im Jahresaustausch war und hier Kontakt suche. Er erzählte mir dann auch gleich, dass er zwar aus dem USA käme, aber Präsident eines Clubs hier in Costa Rica sei und jetzt hier in der Region die Clubs besuchen wolle. Daraufhin habe ich ihm mein Visitenkärtchen mitgegeben und am nächsten Tag brachte er mir die Kontaktdaten des Clubs aus Cartago vorbei.
Und so kam vieles von einem zum anderen, schlussendlich hatte ich dann auch noch den Kontakt zu einem Rotary Club in San José gefunden, und so sollte es für mich auf großes Abenteuer auf Rotary-Club-Tournee gehen.
Der gute Mann aus dem Hotel hatte da tatsächlich, gemäß seiner Figur, etwas ins Rollen gebracht.(Dear Tom, should it somehow happen that you are going to read this, please don't be mad at me). Und was besonders schön war, Thomas, der Rotarier, erschien genau in einer Zeit, wo es mir nicht ganz so gut ging, und von da an hatte ich wieder "einen Grund aufzustehen" (ganz so dramatisch wars nicht), es gab wieder etwas für das es sich anzustrengen galt und es lockte die Chance neue Leute kennen zu lernen und mal was anderes zu sehen, außer die Lodge und Grün. Das zeigte mir doch wieder ein Mal, wie viel Rotary ausrichten kann, wie eng mein Leben mit Rotary verknüpft ist, etwas was ich absolut nicht missen möchte.

Die Sache war nun die, dass beide Meetings an einem Donnerstag statt fanden. In San José zur Mittagszeit, in Cartago um halb acht am Abend. Prinzipiell kein Problem, um von San José zurück in mein Dorf zu kommen, musste ich sowieso durch Cartago durch. Schwierig war nur, dass der letzte Bus von Cartago nach Santa Cruz fuhr, bevor das Meeting dort überhaupt angefangen hatte. Nach einigem Hin und Her bot mir letztendlich die Präsidentin ihr Haus an, sodass auch eine Übernachtungsmöglichkeit für mich gesichert war und es konnte auf mehr oder weniger "große" Rotary-Club-Tournee gehen.

Donnerstag Morgen nahm ich also den Bus nach Cartago, um dort dann in den Bus nach San José umzusteigen. In Cartago feierte man an diesem Tag die Unterzeichnung der Unabhängigkeit Costa Ricas, demnach war auf den Straßen großer Trubel und ein Spielmannszug folgte dem nächsten.
In San José angekommen, wurde ich auch sogleich abgeholt von einem Rotarier und wir fuhren zum so genannten Club Union, wo sich der Club regelmäßig trifft. Auf der Fahrt dahin musste ich gestehen, ich hatte San José Unrecht getan, die Stadt war doch sehr viel schöner, als dass was ich von meinem ersten Tag in Costa Rica noch in Erinnerung hatte. Ich muss mir unbedingt mit etwas mehr Zeit diese Stadt noch einmal anschauen.
Der Raum in dem das Meeting statt fand war jedenfalls wunderschön. Auch gab es lecker Essen. Der Rotary Club von San José ist der älteste Costa Ricas und der 3. älteste in ganz Lateinamerika. Insgesamt zählt er wohl 35 Mitglieder, am Donnerstag waren allerdings nur 10 anwesend. Lustig war dabei, dass unter diesen 10 auch zwei Deutsche Herren waren, die bereits seit über 40 Jahren in Costa Rica leben. Dem einen fiel die Deutsche Sprache mittlerweile auch schon sehr schwer.
Es war sehr angenehm zu erfahren,  wie das rotarische Prinzip auch hier funktioniert. Menschen, die mich erst seit wenigen Augenblicken kannten, sorgten sich um mein Wohlbefinden und boten mir umgehend ihre Hilfe an. So wurde ich zu weiteren Meetings eingeladen, ebenso wie sie mir angeboten haben, bei meinem nächsten Besuch der Hauptstadt eine kleine Stadtführung mit mir zu machen. Ich hatte eine kleine Präsentation vorbereitet, die ich auch auf Spanisch zum Besten gab, einer der wenigen Beiträge dieses Meetings.
Auch sehr nett war, dass ich die Präsidentin des örtlichen RotarAct Clubs kennen lernte. (Für alle, die nicht in der Materie sind: die Jugendorganisation von Rotary, nicht zu verwechseln mit Rotex) Wenn es mein Arbeitsplan ermöglicht, möchte ich mich auch dort demnächst vorstellen und vielleicht ergibt sich die Chance, dass ich mich in dem ein oder anderen sozialen Projekt mit engagiere. 

Nach dem Meeting ging es dann für mich zurück zum Busbahnhof und von dort mit dem Bus zurück in Cartago. Dort angekommen blieben mir noch vier Stunden bis zum nächsten Treffen. Ich hatte beschlossen in die Mall zu gehen, das schien mir der sicherste Ort, den Nachmittag zu verbringen. Ich wartete darauf, dass der Bus am Busbahnhof hielt, nur kam er dort nie an. Er hielt plötzlich irgendwo, und entsetzt stellte ich fest, dass alle ausgestiegen war. Der Busfahrer sah mich ebenso entsetzt an, als er mich doch noch im Bus sitzen sah. Ich erklärte wo ich eigentlich hatte hingewollt und letzten Endes fuhr mich der Busfahrer dann ganz allein in dem leeren Bus zur Mall. Ich weiß auch nicht so genau, ob er da vielleicht in der Nähe gewohnt hat? Es ist ja allgemein üblich, dass Busfahrer ihren Bus mit aufs Grundstück nehmen nach Feierabend. 

Ich verbrachte dann 3 Stunden in der Mall, zwei davon nippte ich an einem Tee und laß mein Buch.
Als ich mich wieder auf den Weg machte, war es dunkel. Das Bussystem hier erscheint mir hier wenig vertrauenswürdig. Oder ich verstehe es einfach nicht. Aber es weiß auch niemand so genau, wann welcher Bus kommt. Sehr seltsam. Irgendwie kam ich wieder in die Stadt, und beschloss diesmal da auszusteigen, wo alle ausstiegen. Nun gehöre ich zu den Menschen, die alles mit rechts machen, aber auf dem linken Bein einen besseren Stand haben, folglich habe ich zwar einen recht guten Orientierungssinn, aber entweder tagsüber oder nachts. Finde ich mich in einer Stadt tagsüber gut zurecht, bin ich nachts verloren und umgekehrt. Ich irrte also durch die Stadt, fand dann aber glücklicherweise doch den Treffpunkt. Typisch deutsch 30 Minuten zu früh. In der Stadt war immer noch die Hölle los, die Umzüge waren immer noch unterwegs und überall war Polizei, nur die Geschäfte machten schon alle zu. Da es mir als sehr unklug erschien allein irgendwo zu warten (mit meinen blonden Haaren fall ich ja auch kaum auf...auf meiner ganzen Zwei-Tages-Reise habe ich vielleicht noch drei andere blonde Menschen gesehen), überlegte ich, wo ich denn die nächste halbe Stunde am besten verbringen konnte. Ich entschied mich dann für die Kathedrale, bei den ganzen gottesfürchtigen Menschen hier, wird dort wohl niemand eine Untat tun. Dort jedenfalls war gerade eine Prozession oder was auch immer im Gange. Das war ein Zirkus! Ich habe zwar nix verstanden, habe aber immer das gemacht, was alle machten, ob es nun das Hinknien zum Beten war, oder die Hände zum Himmel zu strecken, ich machte alles mit, um meine Tarnung so echt wie möglich wirken zu lassen. Irgendwann war es Gott sei Dank (haha, welche Ironie des Lebens) um sieben, und ich flüchtete vor diesem seltsamen Schauspiel.

Das Meeting bei dem Club in Cartago war dann auch sehr interessant. Hier waren sogar nur 6 Mitglieder anwesend. Aber auch hier waren alle sehr freundlich, hörten sich meine Präsentation interessiert an. Auch hier wurde ich zu weiteren Meetings und Aktivitäten eingeladen, ebenso wie ich mich auch hier im RotarAct vorstellen möchte.
Die Nacht verbrachte ich dann im Hause der Clubpräsidentin. Ich pflege ja zu sagen, dass man von Zeit zu Zeit von zu Hause weg muss, um sich wieder drauf freuen zu können. Nun, nach dieser Nacht unter einem verstaubten Rehkopf, habe ich mich doch sehr auf die Lodge gefreut. 

Am nächsten Morgen hetzte ich dann zum Bus, der mich wieder einmal enttäuschte. Statt um acht zu fahren, fuhr er um zehn, und Blondchen Laura irrte weitere zwei Stunden durch die Stadt in Panik, das hinter jeder Ecke das Böse lauern könnte. 

Freitag zur Mittagszeit war ich dann wieder in meinem wohlbehütetem Dorf, reichlich geschafft, aber auch mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken, sowie der Bekanntschaft sehr vieler netter und hilfsbereiter Menschen im Handgepäck. 

Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich, den Kontakt zu Rotary gefunden zu haben und bin gespannt, was sich noch weiter daraus entwickeln wird.

Bilder vom Meeting in San José
(ja, mir ist die schlechte Qualität bewusst)



...wieder mal dabei große Reden zu schwingen
 
Bilder vom Meeting in Cartago 


Der Club Cartago hat mir einen Wimpel überreicht, den ich dann im Frühjahr mit Freuden an den Rotary Club Freital weiter reichen werde.

Das diesjährige Rotary-Motto in Spanisch - Sei der Welt ein Geschenk.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen