Mittwoch, 18. November 2015

Willensfrage


"Du musste deine Entscheidungen nicht verteidigen oder erklären.
Es ist dein Leben. Lebe es ohne Entschuldigungen."

Ich glaube an die Idee, dass der Mensch zu einem Nomadenleben bestimmt ist.
Wir sind zu intelligent, als immer nur an einem Ort leben zu können.
Unser Geist ist zu anspruchsvoll, um immer in den gleichen vier Wänden leben zu können. Er braucht Abwechslung um wachsen, um atmen zu können.

Ich bin der Meinung, der Mensch muss reisen, um wachsen zu können. Wir sind nicht dazu bestimmt, unser ganzes Leben an einem Ort zu verbringen.
Nur wer sich in immer neue Umgebungen begibt, wird vor immer neue Herausforderungen gestellt.
Und wir brauchen die Herausforderung, sonst verkümmert unser Geist, unsere Seele.
Es ist schwer im Alltag immer neue Herausforderungen zu suchen, ist es doch viel einfacher und angenehmer in der Komfortzone zu verweilen. Da gibt es so viele Dinge, die gegen das Neue, Unbekannte zu sprechen scheinen. Keine Zeit, zu viel Stress.
Im Neuland, fallen einem die Herausforderungen vor die Füße, man muss sich ihnen stellen, um weiter gehen zu können.


Der Mensch hat in den letzten Jahrhunderten viel gelernt. Doch das hat er nicht, weil er immer zu Hause geblieben ist, sondern weil er weit gereist ist. Hat sich die Medizin der Araber angeschaut, die Bauweise der Italiener, das Porzellan in Asien.
Damals MUSSTE man reisen, um an neue, andere Erkenntnisse zu gelangen. Heute schaut man ins Internet.
Doch wir können doch nicht nur auf bunte Bilder vertrauen!
Wir müssen lernen unseren Horizont ständig zu erweitern, anders können wir uns kein Urteil bilden.
Wenn wir jeden Tag, das Gleiche sehen, woher sollen wir wissen, wie es woanders aussieht? Wer sagt uns denn sonst, dass vielleicht nicht alles so richtig ist, wie wir es gewöhnt sind, dass es auch anders geht?

Ich hoffe, dass es mir mein weiterer Bildungsweg und später meine berufliche Karriere ermöglichen werden, noch viele andere Orte zu sehen, noch an vielen anderen Orten zu leben, nicht nur Touristenattraktionen mitzunehmen, sondern das Leben dort kennen zu lernen. Natürlich liegt das ganz allein bei mir, mich dabei für das richtige zu entscheiden. Für den Weg, der mir das Nomadenleben ermöglicht.
Wir können uns nur dann weiter entwickeln, wenn wir neue Erfahrungen machen, wenn wir lernen was Angst ist - und vor allem was es heißt sie zu überwinden.
Ich hatte schon etwas Bammel, allein nach San José zu reisen. Aber ich wollte etwas Neues sehen, und so musste ich mich meiner Angst stellen und siehe da, ich konnte sie bezwingen. Und nicht nur dass, der schöne Nebeneffekt ist, dass man dabei auch immer neue Menschen kennen lernt, mit denen man sich austauschen kann. Man lernt zu schätzen, was man selbst erreicht hat und gleichzeitig erkennt man, was andere geschafft haben. Das gibt Ansporn, zeigt was noch alles möglich ist.

Wenn ich immer im gleichen Umfeld bleibe, wird mir all' das verwehrt bleiben.
Das habe ich vor ein paar Tagen persönlich erlebt. Ich saß beim Mittagessen mit den Zimmermädchen . Wir redeten über meinen Besuch in San José. Sie erzählten mir, dass sie noch nie in ihrem Leben (die Frauen sind so um die 50) alleine in San José waren, immer nur mit einem Familienmitglied zusammen. Alleine hätten sie Angst.
Ich möchte niemandem seine von Geburt an gegebenen Situation zum Vorwurf machen.
Dazu habe ich kein Recht.
Aber jeder Mensch hat, die Möglichkeit seinem Geist Raum zu geben, neues Kennen zu Lernen. Das muss keine Weltreise sein, da reicht eine Busfahrt in die nächste Stadt. Es ist nur eine Willensfrage. Will ich mich einer Herausforderung stellen, oder bleib ich in meiner Komfortzone?

Für mich ist das Verlassen meiner Komfortzone mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden.
Ja, ich brauche es regelrecht, um glücklich zu sein.
Von Zeit zu Zeit muss ich einen neuen Ort aufsuchen. Ob das zu Hause kleine Reisen mit meinen Freunden sind, ob das ein längerer Aufenthalt am anderen Ende der Welt ist oder hier ein Zwei-Tages-Ausflug nach San José. Dabei vergesse ich aber nie meine Wurzeln. Zu Hause. Zu Hause, das sind Mama und Papa, das sind meine Familie, das ist unser Haus. Wo ich weiß, dass ich jederzeit zurück kommen kann, wo ich immer willkommen sein werde. Dort kann ich mich erholen, zur Ruhe kommen und von meinen Abenteuern erzählen. Und wenn ich dann wieder gehen möchte, kann ich gewiss sein, dass man mich ohne Vorwurf gehen lassen wird, weil sie wissen, dass ich wieder kommen werde, wenn auch das Wann manchmal ungewiss ist. Aber ich komme immer wieder zurück.

Der Mensch ist intelligent, aber er muss sein Gehirn trainieren, seinem Geist Raum geben sich zu entfalten. Wir dürfen unseren Wissensdurst und das Streben nach Neuem, Fremden nicht verkommen lassen. Denn das würde bedeuten, dass wir die immer gleichen Runden in einem selbstgeschaffenem Käfig drehen.


"Was wenn ich falle?" - "Oh, Darling, aber was wenn du fliegst?"
Ich kann verstehen, dass viele Angst vor dem Neuen haben. Doch wenn ich es nicht wage, kann ich auch nie wissen, ob ich falle oder fliege. Und nur weil die Gefahr besteht zu fallen, kann ich doch nicht auf die Chance zu fliegen verzichten.

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