Sonntag, 29. November 2015

Aus dem Leben eines Praktikanten 2.0

Einen schönen ersten Advent wünsche ich euch, ihr Lieben!

Wie man sich sicher denken kann, ist es hier noch recht unweihnachtlich, sieht man vielleicht von den geschmückten Häusern und Einkaufszentren ab. Zwischen Palmen und saftigem Grün sieht es allerdings recht albern aus. Auch die Tatsache, dass ich das Ganze schon einmal ähnlich in Taiwan erlebt hat, macht es nicht schöner.
Da ich allerdings Weihnachten, sowie auch Silvester arbeiten werde, werde ich wohl kaum Zeit haben sonderlich traurig sein. Am Montag werde ich den Versuch starten Plätzchen zu backen. Wenn schon kein Plätzchen herkommt, muss ich das eben selbst in die Hand nehmen.

Ich wollte den Sonntag heute als Anlass nehmen, mal wieder von meinem spannendem Leben als Praktikant zu berichten. Es haben sich in den vergangenen zwei Monaten doch die ein oder andere Anekdote angesammelt.


Vielleicht beginne ich auch gleich mit den Ereignissen der letzten Tage.
Habe ich doch Anfang der Woche ein Schweitzer Pärchen ausgesperrt! Sie waren die einzigen, die nicht im Restaurant gegessen hatten und nachdem alle anderen Gäste das Restaurant verlassen hatten, hatten wir alle Türen geschlossen und ich bin nach einem anstrengenden Tag in mein Bett. Die Gäste konnten von Glück reden, dass ich mir noch einen Tatort angeschaut habe (der ARD-Mediathek sei Dank) und so das Rütteln an der Tür gehört habe. Hätte ich sofort geschlafen, ständen sie wahrscheinlich heute noch vor der Tür. So spielte ich dann Pförtner im Schlafanzug, wie meine Mama meinte und konnte die Gäste glücklicherweise noch ins Haus lassen. Es war mir doch sehr unangenehm, dass wir die Leute vergessen hatten. 

Am gleichen Tag hatte ich auch aus Versehen die Suppe anbrennen lassen. Es war ein sehr hektischer Tag gewesen. Unser Barista war nicht da, sodass der Koch neben der Zubereitung des Essens sich auch um die Cocktails kümmern musste. Er hatte mir noch schnell was zugerufen, was ich allerdings nicht verstanden hatte. Als ich die andere Praktikantin fragte, meinte sie nur wir sollen die Sauce vom Herd nehmen, nicht aber die Suppe. (da sieht man es wieder, Abhängigkeit ist etwas Furchtbares, besonders wenn man auf unfähige Menschen angewiesen ist) Am Ende war die Kürbissuppe nicht mehr genießbar, und da alles Gäste deutschsprachig waren, war es an mir, sie von einer anderen Vorspeise zu überzeugen, ohne dabei natürlich zu Vergessen zu sagen, dass das ganze Malheur mehr oder weniger meine Schuld war. 


Die Sache mit der Bar ist ohnehin ein Thema für sich. Immer wenn unsere beiden Baristas nicht da sind, sehe ich mich dabei vor einem großen Problem. Ich selbst gehöre, glaube ich, der Kategorie "Schlechteste Barrista überhaupt an". Was ich schon für Kämpfe mit Weinflaschen und dergleichen ausgefochten habe...unglaublich. Auch befinden sich die Wein- und Cocktailgläser in einer für mich äußerst ungeeigneten Höhe, sodass es immer sportlicher Aktivität bedarf, um an ein Glas zu gelangen. Doch das ist nicht der einzige Sport hinter der Theke. Etwas aggressiver ist das "Eiswürfel-Zerschlagen", etwas gefährlicher hingegen ist das "Eislaufen", ein Sport den ich hier unfreiwillig zur Genüge treibe. Meine Schuhe sind den nassen Fließen nicht gewachsen,und so war ich schon häufig kurz davor aufs M*** zu fliegen. Ich seh' es noch kommen, entweder in der Küche oder hinter der Bar...Irgendwo wird es mich nochmal der Länge nach hinlegen. 

Nun  haben wir hier im Hotel ja sehr sehr viele deutschsprachige Gäste. Das hat zum einen den Vorteil, dass ich vieles mit den Gästen schneller und unkomplizierter regeln kann. Es hat aber seine Nachteile. So zum Beispiel verstehe ich auch alles, was die Gäste sich zum Beispiel beim Abendessen erzählen. So manch pseudopolitische Diskussion hat mich da schon fast in den Wahnsinn getrieben. Noch schlimmer ist allerdings, dass die Gäste in ihrer Muttersprache natürlich in der Lage sind, alle ihren Ärger und Beschwerden zu formulieren. So wird mir jeder kleinste Mängel unter die Nase gerieben, denn mir können sie es ja erzählen, ich versteh's ja. 

Man mag es kaum glauben, doch auch Praktikanten können das Wetter nicht ändern. In den letzten Tagen und Wochen war das Wetter hier immer sehr unbeständig, es ist etwas frischer und regnet viel. Leider bekommen das die meisten Gäste nicht von ihren deutschen Reisbüros gesagt. Leider kann ich ihnen meist nicht die Freude machen und eingestehen, dass es meine Schuld ist, das es regnet. Unglücklicherweise kann auch ich es nicht ändern. Eine Tatsache, die bei vielen auf Unverständnis trifft. 

Es gibt eine Sache, von der ich mittlerweile unglaublich genervt bin: Die Frage "Wo haben Sie denn so gut Deutsch gelernt?" (Wahlweise auch in Kombinationen wie "Wo kommen Sie denn her?" oder Ähnlichem) Ich meine, es ist doch offensichtlich! Es gibt genau drei Länder, die Deutsch sprechen. Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das ich weder den österreichischen Dialekt noch Schwiitzerdütsch spreche, dürfte nach einem Satz jedem auffallen. Und die Idee, dass ich es hier gelernt haben könnte (was ja ohne hin schon sehr unwahrscheinlich ist, dass jemand im Ausland eine andere Sprache akzentfrei erlernt), wird ja wohl von meinem Erscheinungbild umgehend dementiert. Folglich gibt es nur eine mögliche Antwort. Ja, ich komme aus Deutschland. 

In meiner Position als Praktikant habe ich, meiner Meinung nach, doch schon recht viel Verantwortung. Manchmal sogar zu viel. Gerade wenn ich früh alleine bin, und dann irgendwas nicht funktioniert (wie gestern der Drucker für die Rechnungen der Gäste), dann ist das nicht immer leicht. Oder wenn irgendwas wichtiges mit Händlern zu klären ist, und dann auch noch auf Spanisch, bin ich mir manchmal nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee ist, mir diese Verantwortung mehr oder weniger zu überlassen. Neulich waren wir abends nur wir drei Praktikanten im Hotel, plus der Koch, der selbst nur so alt wie ich. Wenn man es dann solchen Heranwachsenden überlässt, den Laden alleine zu schmeißen, weiß ich nicht ob das unbedingt eine  gute Idee ist...

Ich möchte nicht sagen, dass ich mich mit dem Brot hier angefreundet habe, aber ich habe es gezwungener Maßen akzeptiert. Neulich wurde ich allerdings mit einer kleinen Packung Vollkornbrot überrascht! Gäste hatten es einem Kollegen geschenkt, der es als "eklig" ( ist denn das zu fassen?! Er sollte sich mal sein Brot hier anschauen!) deklarierte und mir netter Weise die andere Packung schenkte, sodass ich am nächsten Tag lecker Frühstück mit Pumpernickel hatte, ein wahrlicher seltener und deshalb sehr kostbarer Genuss! Zukünftige Gäste dürfen diese Zeilen gern als Aufruf verstehen, mir mehr davon mitzubringen! 
Ich habe zwar vor gemeinsam mit der Köchin den Versuch zu starten, Brot selbst zu backen, aber ich weiß noch nicht genau, was am Ende dabei raus kommen wird. Zunächst einmal muss ich sowieso Vollkornmehl finden. 


Abschließend nun noch ein paar Dinge, die mir zu Land und Leuten aufgefallen sind: Es gibt hier sehr sehr wenige Wohnungen, fast jeder hat ein eigenes Haus. Aber gut, sie haben hier ja auch für ihre 5 Millionen Hanseln massig Platz. Ich meine die Holländer bringen auf weniger Platz das Dreifache der costa ricanischen Bevölkerung unter! 
Desweiteren ist mir das Ausmaß der Ineffizienz der Menschen hier neulich wieder einmal sehr bewusst zu werden. Anstatt einen Einkaufskorb oder Tragetasche zu verwenden gehen sie lieber zehn Mal hin und her. Dazu wäre ich, die getreu dem Motto lebt "Jeder Gang macht schlank, jeder zweite geht in die Breite" ja viel zu faul. 



Mitte November, als ich aus San José zurück bin, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich mich hier doch auch wohlfühle. Ich bin vielleicht immer noch nicht ganz 100%ig angekommen, aber ich denke ich habe mich mittlerweile gut eingelebt und an vieles gewöhnt. Seit ich aus Taiwan zurück bin, habe ich jedem, der es hören wollte oder nicht gepredigt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, und sich an alles gewöhnen kann. Nur vergisst er das ständig. Nun, auch ich hatte es vergessen. Aber siehe da, man kann sich an Kakerlaken und unschöne Räume gewöhnen. Wenn man muss, dann geht das auch. 
Auch wenn ich zur Zeit viel arbeite, bin ich doch mit allem sehr zufrieden. Ich versuche Sport zu machen, so weit es das Wetter zu lässt, gestalte meine freien Tage, nach meinen Wünschen und bin auch sonst immer sehr bestrebt, trotz der Arbeit meine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. 



In weniger als zwei Wochen geht es dann nach Panama. Da bin ich schon sehr aufgeregt und freu mich tierisch! Dann werde ich über Weihnachten und Silvester arbeiten und dann ist das Jahr auch schon rum. Dann werde ich zu tun haben, in den verbleibenden drei Monaten noch alles zu sehen, was auf meiner ToDo-Liste steht, bevor es dann nach BRASILIEN geht!! 

In diesem etwas abenteuerlustigem Sinne wünsche ich nun trotzdem allen eine besinnliche Adventszeit! Trinkt einen Glühwein für mich mit, nascht ein Plätzchen mehr für mich! 


Viele liebe Grüße, 
Laura 



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