Mittwoch, 28. Oktober 2015

Auf Erkundungstour

Gestern hatte ich meinen freien Tag, und da ich nicht den ganzen Tag im Hotel verbringen wollte, dachte ich mir: Mache ich doch eine kleine Wanderung zum Dorf, mit dem wollte ich mich ja sowieso mehr anfreunden.
Wir machten uns also früh auf den Weg, es hieß man bräuchte ca. eine Stunde zum Dorf. Das war natürlich Quatsch. Über Stock und Stein, vorbei an Fluss und Regenwald brauchten wir ungefähr eine halbe Stunde. Wir schauten uns die Kirche an. Ein mehr oder weniger interessantes Gebäude und besuchten eine kleine Bäckerei so wie den örtlichen Supermarkt. In der Bäckerei fand ich sogar ein dem deutschen sehr ähnliches Milchbrötchen. Das ist zwar noch lange kein richtiges Brot, aber in der Not darf man keine Ansprüche stellen und da muss es eben auch mal ein Milchbrötchen tun.
Nach 10 Minuten waren wir einmal durch das ganze Dorf durch gelaufen. Der Blick ist natürlich sehr schön, wenn auch die Ortschaft an sich nicht unbedingt das ist, was man eine Augenweide nennt. 
Hier nun ein paar Impressionen von Santa Cruz, damit ihr wisst, worüber ich die ganze Zeit lamentiere. 
Noch einmal kurz zur Info: die Lodge ist nicht im Dorf. Sie befindet sich tatsächlich mitten in der Pampa. Die Adresse lautet: 300 m unterhalb des Friedhofs. Na wenn das keine konkrete Ortsangabe ist...

Morgen geht es für mich auch "große" Rotary-Club-Tournee, doch dazu am Wochenende mehr. 

Beste Grüße,
Laura 

Turrialba River


Eines der vielen kleinen Häuschen, hier mal etwas bunter.

Über den Wolken...

Kirche von Santa Cruz


BROT!

Blick vom Ende des Dorfs

Die Lodge, weite ab vom Schuss

Neue Freunde

Einsames Kälbchen am Straßenrand angebunden

In der Pampa...

Samstag, 24. Oktober 2015

Kein Dorfkind

Nachdem letzten Post, der vielleicht von der hier sonst üblichen Thematik etwas abgewichen ist, mir aber sehr am Herzen lag, möchte ich nun wieder von meiner Situation hier erzählen. Folgende Zeilen muss man also nicht unbedingt dreimal gelesen haben, um meine Absicht zu erkennen.

Nach nun einem Monat hier in Costa Rica, genauer gesagt in Santa Cruz, bin ich erneut zu der mir schon lange bewussten Erkenntnis gelangt: ich bin kein Dorfkind. 

Das bekomme ich hier sehr deutlich zu spüren.
Ich vermisse den Lärm, die Autos, die vielen Menschen, die vielen Läden, die vielen Möglichkeiten der Stadt.Hier habe ich vor allem eins: Viel Grün. Und viel Getier.
Ich bin hier sehr eingeschränkt und abhängig. Etwas, was ich gar nicht leiden kann. 

Mir fehlt die Freiheit entscheiden zu können, dass ich heute hier und morgen dort hin gehen kann, dass ich spontan in die Stadt fahren kann ohne zu wissen, wann genau ich wieder komme. 

Hier in meinem Dorf fährt der Bus sehr unregelmäßig und auch nur bis zu einer bestimmten Uhrzeit. Schon allein der Weg zur Bushaltestelle nimmt aber schon einen halben Tag ein, da ich nicht direkt im Dorf lebe, sondern noch etwas weiter abseits, wohin man nur über eine Schotterpiste gelangt. 
Das heißt prinzipiell, kann ich nur in die Stadt, wenn ich mit der Familie unterwegs bin oder zumindest gesichert ist, dass irgendwer mit dem Auto wieder nach oben fährt. 

Im Moment verbringe ich jeden Tag im Hotel, jeden Tag mit den gleichen Menschen. Aber ein bisschen Abwechslung würde mir schon gut tun.
Ich möchte gern viel mehr sehen, mir hier was anschauen, das Land und Leute kennen lernen. Doch da gibt es zwei Haken: Das schlechte Bussystem, und das man auch hier sehr besorgt um mich ist, dass ich hier verloren gehe. Zwei Dinge, die ich mir so nicht vorgestellt hatte. 

Diese Enge in einem Dorf macht mich schier wahnsinnig. Immer die gleichen Leute, immer die gleichen Häuser, immer der gleiche Vulkan. Mir war schon immer bewusst, dass ich kein Dorfkind bin, aber dass es so schwer wird, hätte ich nicht gedacht.

Die Abhängigkeit und der Mangel an Freiheit, welcher verschiedene Gründe hat, machen mir derzeit wirklich zu schaffen. 

Ich weiss, dass dieses Tief irgendwann vorbei sein wird. Mir wird die Zeit hier nicht schaden. Ich lerne trotzdem viel, auch solche Erfahrungen muss man gemacht haben. 
Wenn auch am Ende vielleicht nur, um sich in seiner Lebensweise und Liebe zur Stadt bestätigt zu wissen. 
Doch wie ich immer zu sagen pflege, woher hätte ich wissen sollen, wie ich mit so einer Situation umgehe, wenn ich es nicht probiert hätte?, wenn ich nicht weggegangen wäre und mich ins Unbekannte gestürzt hätte?
Es ist schon alles richtig, so wie es ist. 

Und wer weiß, vielleicht werden das Dorfleben und ich ja doch noch Freunde, naja oder zumindest gute Bekannte.

Freuden der Naturnähe...

...wenn das dem Nautrburschen nicht das Herz'l höher schlagen lässt, dann weiß ich auch nicht.

Freitag, 23. Oktober 2015

"Hier bin ich Mensch. Hier darf ich's sein."

Ein jeder Mensch hat das Recht darauf, als solcher behandelt zu werden.
Ein jeder Mensch hat das Recht darauf, glücklich zu sein.

Wer darf einem anderen Menschen vorschreiben, wo er glücklich ist? Wo er glücklich sein DARF?

Wir alle werden in eine Familie, in eine Situation herein geboren. Ungefragt. Ob wir wollen, oder nicht. Vor unserer Geburt hat uns niemand gefragt, ob wir Deutscher, US-Amerikaner oder Syrer sein wollen. Wir sind es einfach. Wir haben blonde Haare, schwarze Haare, helle Haut, dunkle Haut, sprechen Deutsch, sprechen Chinesisch. Was wir jedoch alle gemein haben: Wir haben alle ein Leben vor uns, welches in unserer Hand liegt. Manchen wird viel in die Wiege gelegt, andere müssen viel arbeiten, um die ihnen von Geburt an gegebene Situation zu verbessern.

Doch wie urteilen wir manchmal über jemanden, der in in nicht so guten Verhältnissen lebt, dass er doch sein Leben selbst in die Hand nehmen soll. Soll er doch arbeiten, damit er ein besseres Leben führen kann, und nicht mehr Flaschen sammeln muss. Zu schnell sind Worte wie "Selbst Schuld." ausgesprochen und der Blick wieder abgewendet.

Wenn ein Kind in einem Kriegsgebiet geboren wird, ist es dann selbst schuld?
Darf man ihm verübeln, wenn es als Erwachsener alles Menschenmögliche tun wird, um seine Lebenslage zu verbessern?
Um der Situation irgendwie entkommen zu können?
Hat dieser Mensch denn kein Recht, glücklich zu sein?
Wer kann zwischen brennenden Autos und Trümmern glücklich sein?
Darf man den Menschen für sein Streben nach Glück verurteilen?
Wer darf entscheiden, wo welcher Mensch glücklich sein darf?
Mensch sein darf?

In Goethes Faust sagt eben dieser während des Osterspaziergangs: 
 "Hier bin ich Mensch. Hier darf ich's sein."
Doch was ist, wenn "Hier" eben nicht zu Hause ist, weil dieses zu Hause nicht mehr existiert? Wo bin ich dann Mensch? Dann muss ich mir einen neuen Ort suchen. Einen Ort an dem ich Mensch sein darf, glücklich sein darf. Dann muss ich ein "Dort" suchen. Denn wenn ich im Hier kein Mensch sein darf, kann, was bin ich dann?

Als ich im Herbst vergangenen Jahres zurück in Taiwan war, gingen mir genau diese Worte von Goethe durch den Kopf. "Hier bin ich Mensch. Hier darf ich`s sein." Hier, dort, in Taiwan, bin ich glücklich. Glücklich, weil ich dort ich sein kann. Ich bin selbst verantwortlich für mein Leben, für mein Wohlbefinden, für mein persönliches Glück. Dieser Verantwortung mir gegenüber besteht zum Beispiel darin, dass ich in Zukunft dafür und daran arbeiten werde, wieder nach Taiwan zurück zu kommen. Doch diese Verantwortung ist leichter zu tragen, weil sie nicht ganz allein auf meinen Schultern lastet. Ich habe eine tolle Familie, die mich immer unterstützt und ein sicheres zu Hause, wo ich jederzeit hin zurückkehren kann und mir sicher sein kann mit offenen Armen empfangen zu werden.

Ich habe ein Recht darauf glücklich zu sein. Bin ich unglücklich, muss ich selbst schauen, wie ich das ändern kann, muss mein Glück schon selbst in die Hand nehmen.

Jeder andere Mensch hat dieses Recht auch. Nur haben es viele sehr viel schwerer, als ich es habe, die ich aus einem wohl behüteten Nest komme. Sie haben nix und geben alles. Alles für ein besseres Leben, für mehr Menschlichkeit. Und empfangen werden sie von Hass, Argwohn, Unverständnis.
Wenn es mich zurück nach Taiwan zieht, trifft das zwar hier und da auch auf Unverständnis, aber niemand wird mich dafür verurteilen, dass ich mein Leben nach meinen Wünschen gestalten möchte. Und so sollte auch niemand anderes dafür verurteilt werden, wenn er für ein besseres Leben kämpft.
Wir haben alle das gleiche Recht auf Menschlichkeit und eine Chance verdient, das beste aus unserem Leben zu machen. Zumindest eine Chance. Kein Versprechen, dass es so sein wird, aber eine Hoffnung, die wir respektieren sollten anstatt sie zu verurteilen.

Ich möchte mit diesen Zeilen kein politisches Urteil fällen, möchte auch niemanden für seine Meinung verurteilen. Ich möchte nur versuchen an die Menschlichkeit zu appellieren. Ich bin hier viele tausende Kilometer von meinem zu Hause entfernt und sehe furchtbare Bilder aus meinem Heimatland. Menschen ohne Menschlichkeit. So schnell sind Worte gesprochen, Urteile gefällt, Menschen degradiert. Aber es sind immer noch Menschen. Menschen, die nichts für ihre Herkunft und Lebenslage können, die einfach nur versuchen ihr Leben, oder das was davon noch übrig ist, in die Hand zu nehmen und das Beste daraus zu machen. Es macht mich traurig, zu sehen, was in Deutschland passiert. Ich frage mich, was passiert da, in meiner Heimat?

Wir haben ein Problem, ja, ein verdammt großes, dessen Lösung nicht einfach ist. Aber ohne Menschlichkeit werden wir es nicht lösen können.
Mir ist durchaus bewusst, dass alles noch viel komplexer ist, als der ein oder andere vielleicht denken mag, ich das hier darstelle. Das weiß ich. Es ist sehr viel komplexer, mir fehlen hier viele Informationen, nur Bruchstücke erreichen mich. Doch selbst für jemand, der in diesen Tagen in Deutschland lebt, ist die Lage vielleicht nicht immer ganz klar. Kann gar nicht klar sein. Denn dazu müsste man tausend Fälle einzeln betrachten, an jeder einzelnen Demo selbst teilgenommen haben, jeden Artikel dreimal gelesen haben und sich immer alle Meinungen zu einem Konflikt anhören und nicht nur eine.

Doch wie gesagt, dass hier soll kein politisch motivierter Artikel sein, soll keine Vollständigkeit anstreben, sondern nur eine Zusammenfassung meiner Gedanken sein und vielleicht die kleine Erinnerung daran, dass es sich bei der ganzen Problematik immer noch um Menschen handelt.

Menschen, mit dem natürlichen Streben, glücklich zu sein.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Was mache ich eigentlich hier? - Part II

Wenn ich nicht gerade Spanisch lerne, zum Sport gehe oder Bus fahre, dann arbeite ich auch manchmal. Und manchmal arbeite ich auch, wenn ich frei habe, freiwillig oder unfreiwillig. 

Doch was heißt denn dieses "arbeiten"?
Früh aufstehen? Kaffee kochen? Nichts tun? So tun als ob?

Prinzipiell gibt es für mich zwei Varianten: entweder ich arbeite früh morgens, dann beginnt meine Schicht um sechs und endet ca.  um drei Uhr. Arbeite ich abends, dann beginne ich um zwei Uhr und habe um zehn Uhr offiziell Feierabend. 

Mein Aufgabenbereich ist sehr breit gefächert. Arbeite ich an der Rezeption, dann nehme ich Telefongespräche an, leite sie gegebenenfalls weiter, falls am anderen Ende der Leitung nur Spanisch gesprochen wird. Ich bearbeite Reservierungen für Privatpersonen und Agenturen, blockiere Termine für Reiseagenturen. Am Morgen muss zu dem Frühstück serviert werden, bzw. das Buffett beaufsichtigt werden. Gäste müssen ausgecheckt werden, Rechnungen bezahlt werden. Auch dafür bin ich verantwortlich. Sind die Gäste abgereist, muss eine Liste bearbeitet werden, in welcher die Zimmermädchen sehen können, welche Zimmer verlassen und welche neue bezogen werden, oder wo Gäste eine weitere Nacht bleiben.
Von Zeit zu Zeit muss auch die Verfügbarkeit an Zimmern auf Portalen wie Expedia und booking.com aktualisiert werden. So etwas übernehme dann auch ich. 

Arbeite ich am Nachmittag/Abend, dann kümmer ich mich um den Check-In der Gäste, bringe sie zum Zimmer, bespreche das Menü für den Abend mit ihnen (welches ich zuvor in meist drei Sprachen verfasst habe) und leite dann die Essenswünsche der Gäste an die Küche weiter. Gegen Abend heißt es dann Tische vorbereiten, Besteck polieren, Servietten falten. Danach setzt die übliche Kellnerarbeit ein, Getränke servieren, Teller auftragen, Teller abräumen, ein Getränkewunsch hier, noch ein Dessert da. Im Anschluss daran müssen jegliche Speisen und Getränke im Computer festgehalten werden, auf Basis dessen dann am nächsten Morgen die Rechnung für das jeweilige Zimmer gedruckt und beglichen werden kann. 
Haben alle das Restaurant verlassen heißt es aufräumen und die Tische für das Frühstück vorbereiten und bei Bedarf in der Küche und beim Aufwasch helfen. Dann Tür verriegeln, Licht aus und hoffen das im eigenen Zimmer kein neues Insekt auf einen wartet. 

Das sind so die Standardaufgaben, die meinen Tagesablauf gestalten. Dazu kann aber auch mal sowas wie Gartenarbeit (ich hätte nicht gedacht, dass ich etwas noch weniger leiden könnte, als Marmelade kochen), oder wie neulich (ich hatte den Fehler begangen und mich an meinem freien Tag in Sichtweite des Chefs aufgehalten) Technikeraufgaben kommen. Ich sollte herausfinden wie sich das Telefon mit dem Internet verbinden ließe (oder so was in der Art, ich habe es schon wieder vergessen, weil mir von Anfang an nicht klar war, was ich eigentlich tun sollte). Ich habe nur nett gelächelt, dann mehrere Minuten lang den Kabelsalate angeschaut, bis mein Chef wieder kam und auch feststellen musste, dass ich kein Techniker war. Nein, sag mir doch!
Eine meiner neuen Aufgaben ist die Bewertung/Überarbeitung der Webside, ein anscheinend größeres Unterfangen, welches mir an sich eigentlich Freude bereitet, nur unterschiedliche Vorstellung zur Weiterverarbeitung meiner Notizen vorherrschen. Ich bin gespannt, wie dieses Projekt ausgehen wird und ob meine Aufzeichnungen nicht doch im Müll werden landen. War ja nur mein freier Tag. 

Nun ja, man sieht, ich lerne hier sehr viel. Über mich. Über arbeiten im Hotel. Über arbeiten im Allgemeinen. Über zwischenmenschliche Beziehungen. Über Südamerikaner. 

Kaffee kochen muss ich übrigens nicht, dafür aber Blumen gießen. Und das mit größter Sorgfalt. 

Morgen ist mein vorerst letzter freier Tag, mal sehen mit was ich den so verbringen werde und wie viel von meinen eigenen Vorhaben ich tatsächlich umsetzen werde. 

Grüße vom Berg, 
Laura 


Mittwoch, 14. Oktober 2015

Was mache ich eigentlich hier? Part I - Marmelade kochen

Wie einige Wissen, herrscht hier immer noch Nebensaison und mein derzeitiger Aufgabenbereich hält sich in Grenzen. Natürlich gibt es so diese und jene Dinge  zu tun, aber davon möchte ich ein ander Mal berichten.
In diesem Post soll es heute um eine Tätigkeit gehen, die mich in den letzten drei Wochen des öfteren beschäftigt hat: Marmlade kochen.
Nun lesen ja vielleicht nicht nur Gleichaltrige meinen Blog, sondern auch der ein oder andere, der die Schule vielleicht schon etwas länger verlassen hat und Gartenarbeit zu seinen Hobbys zählt. Ich denke für besonders diese Art von Leser könnte folgendes interessant sein.

Hier in der Lodge wird sehr viel Wert auf selbtsgemachte- und Naturprodukte gelegt. Deshalb kaufen wir keine Marmelade im Supermarkt, sondern machen sie selber. Aber nicht ein zwei Gläschen, sondern en masse. Himbeeren, Kirschen etc., alles was wir so an Marmelad gewöhnt sind, gedeiht hier nicht so üppig, dafür aber Guayabas. Guayabay sind Guaven. Man sagt mir hier zwar immer "Nein, dass sind keine Guaven", aber so wohl mein Wörterbuch bestätigt mir das Gegenteil, so wie auch meine persönliche Erfahrung in Taiwan. Dort sind die Guaven zwar größer und weniger süß, aber Guayabas sind dennoch Guaven. Nach dem das Problem der Fruchtidentifizierung so halbwegs geklärt werden konnte, eröffnete sich das nächste, Schritt 1 der Marmeladenproduktion.

Schritt 1. Die Ernte  

Wenn Pedro nicht gerade Guayabas aus seinem Garten mitbringt, müssen Yuli und ich welche aus dem hoteleigenen Garten pflücken. Dabei sind wir  beide äußerst ungeeignet für diese Aufgabe. Wir sind beide nicht besonders groß, und die Gayabas hängen an unserem Baum aber besonders weit oben. Um dennoch nicht mit leeren Schüsseln in dei Küche zurückkehren zu müssen, nehmen wir dann einen Stock zu Hilfe, um mit diesem auf jegliche erdenklich Weise zu verschen, eine Frucht zum Runterfallen zu bewegen. Ist dieser kräftezehrende Versuch gelungen, heißt es : Furchtlos ins Gebüsch und die runtergefallene Guave im Gras suchen. Dieser Vorgang wiederholt sich zwischen zehn und zwanzig Mal, bis wir ein paar Früchte zusammen haben.

Schritt 2. Waschen und Schneiden 

Im Anschluss daran, man könnte meinen das wäre der schwerste Teil, man wird später merken, dass dem nicht so war, folgt dann das Waschen der Guayabas und schneiden, um sie in eine Mixerfreundliche Form zu bringen.



Schritt 3. Mixen 

Der wohl simpelste Schritt des ganzen Theaters ist wohl das Mixen der Früchte zu einem hübschen Brei. 


Schritt 4. Durchs-Sieb-"Jagen" 

Das Mixen dauert leider nicht lang genug, um sich von den Strapazen der ersten Schritte zu erholen, sodass es bald zum nächsten Schritt kommt. Dabei ist "Jagen" an sich das falsche Wort, denn es geht nur sehr langsam voran. Der Brei wird aus dem Mixer in ein Sieb geschüttet, welches auf einem großen Topf hängt. Mit Hilfe einer Küchenkelle wird dann der Brei durch das Sieb gepresst. Dies ist ein zeitaufwendiger und sehr anstrengender Prozess. Erst beginnt der Arm zu schmerzen, dann schneidt die Kelle in die Handfläche, wechselt man die Hand, geht es noch besch****'ner. Es ist ein Dilemma. Und um den ganz pfiffigen noch den letzten Kick zu geben, hat das Sieb ein Loch, sodass man immer auf der Hut sein muss, dass nicht doch etwas von der kernigen Masse in den Topf klekst. Denn dann beginnt der ganze Spaß von vorn. Kleine Erholungspausen bietet das erneute Mixen der Früchte, aber es ist doch immer wieder zu schnell vorbei und man muss wieder zur Kelle greifen. 


Schritt 5. Kochen 

Ist der nun wirklich schlimmste Part vorbei, wird die Masse gekocht. Nach dem sie erhitzt ist, wird Zucker hinzugegegeben. Als ich meinem Papa vom Marmeladenkochen erzählte, er selbst ein begeisterter und talentierter Marmeladenkocher, gab er mir wertvolle Tipps, zum Beispiel zum Menegenverhältnis Frucht-Zucker. Doch welches Mengenverhältnis, hier schütet man mehr oder weniger anch Belieben viel Zucker dazu. Vielleicht gibt es auch ein geheimes Maß, welches mir Gringo unbekannt ist, doch mir erscheint das doch sehr willkürlich. 


Schritt 6. Abfüllen

Ein weitere nützlicher Hinweis meines Papas war, doch vor dem Abfüllen die Gläser mit etwas Schnapps zu desinfizieren. Ich weiß nur nicht welche Gläschen er gemeint haben könnte. Hier wird die Marmelade entsprechend ihr Quantität in große Plastebehälter gefüllt. Ich würde meinem Papa ja gern ein "Gläschen" mitbringen, aber ich fürchte ein solches Fass überschreitet die erlaubte Menge an auszuführenden Konserven. 


Schritt 7. Essen 

Am schönsten ist aber immer noch das Essen der Marmelade. Und da ich so viel davon produziert habe, halte ich mich auch mit dem Essen ran. Am besten schmeckt sie mit Crepes und einem warme Kakao zum wahlweise Frühstück oder Kaffeetrinken. Die Gäste würden es sowieso niemals schaffen, so viel Marmelade aufzuessen. :)





Samstag, 10. Oktober 2015

Wissenswertes

Buenos Días mis amigos!

Heute soll es einmal weniger um ein genaues Ereignis gehen, sondern viel mehr um ein paar Informationen im Allgemeinen.

Zunächst einmal: so fern ich das nach reichlich zwei Wochen beurteilen kann, wurde dieses Land wohl nicht für mich geschaffen. Nun ja, oder seien wir etwas realistischer, ich nicht für dieses Land. Wer nach Costa Rica reist, ist ein großer Natur- und Tierliebhaber. Hier kommt man nicht wegen besonders schönes Städte her, sondern wegen der beachtenswerten Natur.
Nun weiß jeder, der mich ein bisschen kennt, dass ich nun nicht gerade das bin, was man einen ausgesprochenen Naturburschen nennt. In einer Stadt mit viel Beton und Glas, vielleicht noch ein bisschen Sandstein hier, ein paar Backsteine dort und der größtmöglichen Abwesenheit von Getier, da fühle ich mich wohl. In großen, lauten Menschenmassen untergehen, das ist meine Welt.
Nun ist Costa Rica das genaue Gegenteil. Es ist ein sehr dünn besiedeltes Land, auf meinem Berg ist es noch einsamer. Auf einer Fläche von 51.000 Quadratkilometern, ca. Niedersachsen, sind 5 Millionen Menschen zu Hause, ein Drittel davon in San José. Der Großteil des Landes ist grün, seien es die Berge oder das Flachland. Und überall wimmelt es von Tieren, ob nun Vögel, Kakerlaken oder Affen. Dieses Land beherbergt eine Vielfalt an Lebewesen und Pflanzen.
Das soll jetzt um Gottes Willen nicht den Eindruck erwecken, dass es mir hier schlecht geht. Ich bin trotzdem sehr glücklich hier zu sein. Es ist ein wunderschönes Land, wenn auch etwas anders als erwartet. Es wird vielleicht nicht so ein zweites zu Hause werden, wie es Taiwan ist, aber nichts desto trotz freue ich mich auf die kommenden Monate und bin gespannt, was mich erwarten wird. Ich wollte immer nach Lateinamerika, nun bin ich hier und jetzt muss ich mich der Herausforderung stellen. 

Mittlerweile habe ich mich an einiges gewöhnt, aber vieles versetzt mich immer noch in Angst und Schrecken. So zum Beispiel der Riesekäfer neulich in meinem Zimmer. Ich hatte beim Betreten des Raumes wie immer alle Wände sorgfältig gescannt und konnte beruhigt kein Tier entdecken. Bis ich die Tür schloss. Und da hing er an der Wand. Der Riesenkäfer. Als ich am darauffolgendem Tag meinem Chef ein Bild von dem Untier zeigte, lachte er mich nur aus. Was sei das doch für ein armes Tierchen. Ich fand ja eher, ich war arm dran! Das Tier hing da gemütlich in MEINEM Zimmer. Und es wäre doch gar nicht schmutzig, es habe sich aus der Natur nur in mein Zimmer verirrt. Großartig.
Jedenfalls nimmt man meine Angst hier nicht ernst. Ich werde bei meinem nächsten Stadtbesuch das Ganze dann wohl selbst in die Hand nehmen müssen und mir ein Insektenspray zulegen. 

Des Weiteren bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass die kleinen Häuser hier zwar etwas ungewöhnlich sind, das was mich aber wirklich irritiert sind die Gardinen. Es scheinen immer die gleichen zu sein und alle erinnern sie irgendwie an alte Jugendherbergen, kein fruchtbar und nicht einladend. 

Eine weitere Besonderheit der letzten Wochen war, dass der Vulkan geraucht hat! Klingt spannend, war aber wenig spektakulär. Ein Bild von dem Schauspiel findet ihr weiter unten. 

Ich hatte ja schon erwähnt, dass das Obst hier unglaublich gut ist. Meine Erfahrungschatz konnte ich nun erweitern. Die Melone hier ist DER WAHNSINN. Ich esse ohnehin schon gerne Melone, aber hier könnte ich tatsächlich den ganzen Tag nichts anderes essen, Wassermelone hier ist mindestens genauso gut, wie in Taiwan. Außerdem gibt es hier ganz besondere Litschis. Ich hätte zu gern ein Foto davon gemacht, habe es allerdings verpasst. Sie sind pink und sehen von außen etwas aus, wie ein Seeigel. Im Inneren sehen sie dann genauso aus, wie wir uns eine Litschi vorstellen, nur sehr viel größer und süßer.
Jetzt weiss ich gar nicht, ob ich schon einmal von den Kokosnüssen berichtet habe. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, man trinkt hier unreife Kokosnüsse, das heißt das Innenleben ist nicht ausgereift. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt. Es schmeckt überhaupt nicht nach Kokos, und es ist auch kein milchartiges Getränk, sondern mehr Wasser. Das ganze wird oft am Straßenrand verkauft, meist gekühlt, kann ich nur empfehlen. 

Ein Erlebnis, was schon etwas länger zurück liegt, ist der Besuch des Fitnessstudios in Turrialba. Gemeinsam mit Valentina habe ich an einem Spinning-Kurs mit anschließendem Cardiotraining teilgenommen. Ich war von entspanntem Radeln ausgegangen, doch ich sollte eines besseren belehrt werden. Allein das Spinning war schon unglaublich anstrengend aber das darauffolgende Krafttraining hatte es erst recht in sich. Alles in allem hat es aber sehr viel Spaß gemacht. Seit dem hatte ich leider noch keine weitere Gelegenheit gefunden den Kurs erneut zu besuchen, aber ich hoffe das es sich nächste Woche wieder einrichten lässt.
Anbei nun noch ein paar Bilder auch von der Lodge, damit ihr wisst, wo ich den eigentlich lebe. 

Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
Laura 


Eingang zur Lodge


Haupthaus

Der Vulkan qualmt!
Erneut der Blick ins Tal nach Turrialba vom Eingang aus...über den Wolken.

Weg in den Garten


Eines der wenigen schönen Insekten
Ich präsentiere: Das "Blatttier"
Man beachte die gigantische Größe im Vergleich zur Tür! Armes Tierchen...tzzz, arme Laura!


...um den Post mit etwas schönem abzuschließen :)

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Wochenendausflug in die Karibik

Hallo ihr Lieben,

ich gebe zu, das letzte Lebenszeichen ist schon ein paar Tage her, dies hatte allerdings verschiedene Gründe. Zum einen war ich am Wochenende unterwegs, wovon ich im Nachfolgenden auch berichten möchte, zum anderen war ich gelegentlich etwas faul und hinzu kam noch, dass in der Nacht von Montag auf Dienstag ein furchtbarer Sturm wütete und wir daruafhin keine Internetverbindung mehr hatten. Dieses Problem konnte heute allerdings gelöst werden und ich komme endlich dazu, euch von meinem Ausflug in die Karibik zu erzählen.

Pedro und Rossana waren bei bekannten in einer ähnlichen Lodge eingeladen und haben mich freundlicherweise dazu eingeladen sie zu begleiten. Und so ging es Samsatgmorgen los, mit dem Auto zu viert Richtung Osten. Von den Bergen ging es in Flachland und von dort direkt aufs Meer zu. Die Temperaturen stiegen stetig und so waren es am Mittag 34°C. Wir fuhren in einen kleinen Ort namens Cahuita, recht nah an der Grenze zu Panama. Insgesamt sind wir 3,5 Stunden gefahren, für costaricanische Verhältnisse recht human.

Nach einem kurzen Abstecher im Hotel (man war dort sehr spirituell angehaucht. Das ganze fungierte wohl als Ausbildungsstätte für Yoga-Lehrer. Im ganzen Grundstück waren angeblich positive und negative Linien und da wo meditiert wurde schoss eine Säule der Energie in den Himmel...Das Projekt wurde hauptsächlich von Nordamerikanerinnen besucht. Mir war das ganze etwas suspekt, aber die Menschen waren freundlich und das Essen sehr lecker.) ging es dann jedenfalls auch gleich zum Strand. Zunächst einmal besuchten wir einen schwarzen Sandstrand. Es sah tatsächlich genauso aus, wie auf den Bildern in den ganzen Reiseprospekten. Das Wasser war badewannenwarm und sehr klar.
Nach einem kurzen Picknick verließen wir den Strand allerdings und fuhren in das bekannte Touristenörtchen Puerto Viejo. Hier wimmelte es von Touristen. Puerto Viejo ist ein sehr lebthafter Ort, mutet fast schon hippieähnlich an. Viele gestresste Amerikaner und Europäer haben sich hier einen neue Existenz aufgebaut. Der Strand ist hier allerdings weiß und nicht schwarz, obwohl nur wenige Kilometer zwischen Cahuita und Puerto Viejo liegen.
Am Abend gingen wir in einem typischen "tico" Restaurant essen und suchten dann auch schon bald unseren Yogi-Tempel wieder auf.

Denn am nächsten Morgen hieß es zeitig aufstehen. Wir fuhren in einen Park in Cahuita um Tiere zu beobachten. So früh am Morgen war mir das zwar nicht so das liebste, aber immerhin habe ich Affen in freier Wildbahn gesehen. Naja, so fern man diesen Park freie Wildbahn nennt, aber in einen anderen "Wald", sprich Urwald, würde ich mich hier auch nur mit einem Guide wagen. Am Strand haben wir dann noch einige andere Tiere gesehen, wie zum Beispiel Seesterne. Auf Grund dessen, dass ich so früh aufstehen musste, wurde mir bewusst, dass man die Sonne hier tatsächlich so gut wie nie sieht, weil sie selbst früh um sechs schon so steil am Himmel steht, dass man den Kopf kaum so weit in den Nacken legen kann.
Im Anschluss daran fuhren wir zum Frühstück ins Hotel und verbrachten dann einen entspannten Vormittag am Strand, bevor es dann auch schon wieder Richtung Lodge in die Berge ging.

Alles in allem war es ein wirklich sehr schöne Ausflug und ich habe mich sehr grefreut ein bisschen mehr von Costa Rica sehen zu können. Ich hätte es ehrlich gesagt noch touritischer erwartete. Vielleicht liegt es auch daran, dass nach wie vor Nebensaison herrscht, aber ich hätte einfach viel mehr Dörfer und Örtchen erwartet und nicht nur vereinzelt auftauchende Ortschaften. Auch erschreckend war, dass die Menschen im Flachland sehr sehr arm sind. Sie wohnen tatsächlich irgednwo im nirgendwo, in alten Holzhütten, deren Farbe verblasst ist und verkaufen meist Kokosöl in der Hoffnung, dass ein Auto anhält. Außerdem riecht es überall verbrannt, da an fast jeder Ecke ein Müllhaufen brennt, da man vermeiden möchte, dass durch diesen Tiere angelockt werden. 
An sich habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass die Menschen hier, auch wenn es nicht immer so scheint, sehr arm sind. Auch bei uns in den Bergen wohnen die meisten Familien, oftmals sind es Bauern, in sehr einfachen Häusern, auch wenn diese hier aus Stein sind. Einige sehen sich selbst mehr als dritte Welt-Land, als das best entwickelste Land Lateinamerikas. Wenn man sagt, es sei die Schweiz Lateinamerikas, spielt man hier auf die Landschaft und die Berge an, nicht aber auf den ökonomischen Status, wie ich fälschlicherweise angenommen hatte.

Hier nun noch ein paar Bilder von der karibischen Küste.
Der nächste Eintrag wird hoffentlich nicht ganz so lange auf sich warten lassen. 

Sonnige Grüße, 
Laura 

So begrüßte mich die Karibik...
Schwarzer Sandstrand von Cahuita



Weißer Sandstrand von Puerto Viejo



Gemütlicher Yogi-"Tempel"

Mit fiedrigen Bewohnern!
6.30 Uhr am Strand, linkerhand befindet sich der Park

Ja, mir ist die schlechte Qualität durchaus bewusst, aber es war wirklich schwer,
einen guten Moment zu erwischen. Und die Äffchen schwingen natrülich nicht in
Bodennähe umher, sondern weit oben in den Wipfeln.