Montag, 25. Januar 2016

23 Stunden

Der vergangene Samstag war ein sehr sehr langer Tag für mich, allerdings auch ein ausgesprochen schöner und ereignisreicher Tag, der irgendwie alle Facetten meines Lebens hier in Costa Rica widerspiegelte.
Am Morgen musste ich arbeiten und habe mich ganz meinen Aufgaben als Rezeptzionistin gewidmet. Um elf Uhr durfte ich allerdings schon gehen, denn dann ging es mit dem Bus nach Cartago, wo ich die nette junge Frau Priscilla von RotarAct und ihren Freund Carlos getroffen habe. Gemeinsam haben wir dann das Orosí-Tal erkundet, eine Gegend rund um Cartago, die ich bisher zwar immer den Gästen in der Lodge empfohlen hatte, aber selbst noch nicht besucht hatte. Wir fuhren zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man einen tollen Blick ins Tal hatte. Von da aus zur ältesten, aus Stein gebauten Kirche Costa Ricas. Sie wurde 1743 gebaut und beherbergte früher noch ein Kloster. Auch das Inventar im Inneren stammte noch aus dieser Zeit. Vorbei an Kaffeeplantagen fuhren die beiden mit mir weiter zu einem Fluss, der wenige Kilometer später zu einem künstlichen Damm angestaut wird. Leider konnten wir nur kurz den Blick auf den See mit der untergehenden Sonne genießen, da wir eine dort statt findende Hochzeit nicht weiter stören wollten. Im Anschluss besuchten wir noch die Ruinen von Ujarrás, das eigentliche Ziel unseres Ausflugs. Der Park war eigentlich schon geschlossen, doch nach einem kurzen Gespräch mit dem Guard, dass ich doch aus Deutschland käme "und nur für kurze Zeit" hier wäre und mir doch auch die Ruinen der ehemaligen Kirche anschauen müsste, durften wir kurz in den Park und ich konnte eines der wenigen Nationalmonumente von Costa Rica bewundern. 
Am Abend fuhren wir dann Richtung Flughafen, zum so genannten Palmares Festival. Es ist das größte Festival Costa Ricas und dauert insgesamt zwei Wochen. Man munkelt, nach dem Oktoberfest in Deutschland wäre es das Event, wo weltweit am zweit meisten Bier getrunken wird...
Ich hatte von Kollegen davon erfahren und wollte mir die Gelegenheit nicht entegehen lassen, dass mit zu erleben.
Alles in allem war es ein schöner Tag, den ich vor allem Priscilla zu verdanken habe. Sie und ihr Verhalten sind meiner Meinung nach das, was man wohl rotarische Gemeinschaft nennt. Sie und ihr Freund unterstützen mich enorm, kümmern sich um mich, und sind darauf bedacht, dass ich Costa Ricas Land und Leute kennen lernen. Sie beide sind sehr sehr herzliche Menschen und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es daran liegt, dass sie Ticos sind oder ob es ein rotarischer Charakterzug ist. Vielleicht auch beides. Ich bin auf jeden Fall wieder einmal sehr dankbar für den Kontakt zu Rotary, ohne diesen ich die beiden nicht kennen gelernt hätte. Ich habe an diesem Wochenende also gearbeitet, meine Haupttätigkeit hier, aber ich konnte auch das Land und Kultur kennen lernen, Zeit mit interessanten Menschen verbringen und vor allem sehr viel Spanisch reden, alles Sachen, die mich doch sehr sehr glücklich machen. 
In Anbetracht der dahin rasenden Zeit hoffe ich, dass ich in den nächsten Monaten noch mehr solcher Tag erleben darf. Jetzt, wo ich hier vollkommen angekommen bin und jeden Tag genieße, möchte ich gar nicht daran denken, wie schnell die Zeit vergeht.
Priscilla wusste auch von der Studie, die sagt, dass Costa Rica das glücklichste Land der Welt ist und sie meinte, dass es bestimmt damit zusammen hängt, dass die Leute entspannter sind. Und auch ich bin etwas entspannter geworden. Wenn der Bus im Stau steht, dann steht er eben im Stau, wenn ich mich aufrege, wird sich an der Sache nichts ändern. Die andere Person muss so oder so warten. Auch habe ich mehr Vertrauen gewonnen, erwarte nicht mehr hinter jeder Ecke das Böse lauern. In der ein oder anderen mag es sich vielleicht zwar dennoch verstecken, aber da muss ich mich ja nicht rumtreiben. Ich war lange Zeit irritiert davon, dass mich auch hier die Leute manchmal regelrecht anstarren und auch dass jeder immer jeden grüßt auf der Straße. Doch mittlerweile glaube ich, dass sie einfach nur neugierig sind und mir nicht immer gleich was böses wollen. Genauso wie die Sache mit dem Grüßen vielleicht zum einen etwas Dörfliches ist, zum anderen aber auch einfach nur ein großes Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl beweist, etwas was in Costa Rica sehr große geschrieben wird, Familie, Gemeinschaft, Zusammenhalt. Das mag für ein Stadtkind wie mich befremdlich sein, ist aber ein tolle Erfahrung. 
Ich bin hier in Costa Rica tatsächlich im Moment glücklich, warte nicht auf irgendeinen Tag oder ein Event, sondern genieße einfach den Augenblick und erfreue mich an so vielen alltäglichen Dingen, sowie auch immer wieder an der Tatsache hier sein zu können und all' das erleben zu dürfen. 









Montag, 18. Januar 2016

Guayabo Monument

Nach nun über drei Monaten hier in Santa Cruz hielt ich es für nun endlich an der Zeit mir eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Region und auch des Landes anzuschauen: das Guayabo Monument (ja, daher kommt auch der Name Guayabo Lodge).

Das Guayabao Monument umfasst ein Gebiet, auf dem sich früher eine präkolumbianische Stadtsiedlung befunden hat. Die Gebäude, von denen heute nur noch Ruinen übrig sind müssen wohl zwischen 1000- 1400 Jahre v. Chr. entstanden sein. 
Mitten im Urwald und nur über eine mehr oder weniger gut ausgebaute, dafür aber mit spektakulären Blicken ausgestatte Straße gelangt man zum Monument. Wir waren mit dem Quad unterwegs, wobei ich nicht selbst gefahren bin und somit die Gelegenheit nutzen konnte, die tolle Aussicht zu genießen. So langsam wird mir doch klar, warum man Costa Rica auch die Schweiz Lateinamerikas nennt. Ein bisschen weniger Urwald und Schnee und es wäre ein ideales Skigebiet. Das Monument selbst war ganz interessant anzusehen, aber nach einer Stunde waren wir da auch durch gelaufen, vorbei an alten Grabstätten und Aquädukten.Es war dahin gehend sehr interessant, da ich vor einigen Monaten zwei Museen zur präkolumbiansichen Geschichte Costa Ricas besucht hatte, und dort viele Fundstücke in Vitrinen besichtigen konnte und nun noch einmal die Möglichkeit hatte das Ganze aus der Nähe zu betrachten. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man sich vorstellt, was die Menschen zur damaligen Zeit alles auf die Beine gestellt haben. Nach Beenden unseres Rundgangs entschieden wir uns auf Grund der vielen verbleibenden Zeit spontan noch zum Vulkan zu fahren. Der Nationalpark Vulkan Turrialba ist zwar seit Monaten wegen Aktivität gesperrt, aber kurz vor dem Eingang befindet sich das letzte passierbare Dorf, La Central. Und allein der Weg dahin, ist schon das Ziel, hat man doch eine wunderbare Sicht ins Tal, an guten Tagen bis an die Küste und auf der anderen Seite sieht man einen rauchenden Vulkan. Das kann, glaube ich, nicht jedes Land bieten. Im Bergdorf angekommen machten wir dann eine kleine Rast, mitten auf der Kuhweide, wenige Meter von den Vierbeinern entfernt. Ich versuche mich nach und nach mit meiner Umgebung anzufreunden. 
Am Ende unseres Auflugs durfte ich dann noch selbst ein paar Meter Quad fahren, auch eine sehr lustige Erfahrung. Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich, dass ich nun endlich einmal die Gelegenheit hatte, etwas mehr von der Umgebung zu sehen und nicht immer nur den Gästen davon erzählen zu müssen. Ich bin gespannt, was ich als nächstes auf meiner Liste abhaken kann.


Vor dem Hotel, kurz vor Abfahrt.

Ehemalige Grabstätte

Regenwald für Anfänger. 



Auf diesen Steinhügeln haben sie früher ihrer Häuser gebaut

Ohne hier jemanden neidisch machen zu wollen...aber über den Wolken ist es schon schön..


Das Foto ist vom Startpunkt der Paraglider aufgenommen. Von hier sieht man auch die Lodge sehr gut. Gleichzeitig liegt der Punkt auch auf meiner Laufroute, man beachte die Höhenmeter ^^

Der Vulkan Turrialba, mal wieder eifrig am Aktiv-Sein.


In gute Gesellschaft. Stellen zumindest keine blöden Fragen, wie so mancher Gast. 


Freitag, 15. Januar 2016

Welcome to the jungle

Kurz vor Jahresende hieß es noch einmal Action pur. Gemeinsam mit dem Sohn meiner Chefin so wie seinen deutschen Freunden ging es für mich am 29.12. zum Rafting. Die Region hier in Turrialba gilt landesweit als eine der besten Möglichkeiten zum Raften. Mit dem Kleinbus ging es zum Fluss Pacuare und von dort mit Paddel ausgerüstet ins Schlauchboot. Das Wetter war angenehm warm und die Sonne schien, sodass das Wasser auch  nicht ganz so kalt schien. Der Fluss besitzt Stromschnelle der Schwierigkeitsgrade 1-4, sodass es oft sehr ruhig zu ging, an anderer Stelle aber auch echt anstrengend war. Nicht alle Insassen unserer Bootes blieben die ganze Zeit über an Board. Nass wurden wir aber alle! Die Landschaft rund um uns war einfach nur atemberaubend schön! Mitten durch den Regenwald führt der Fluss, vorbei an meterhohen Bäumen und Lianen. Nie schien dort ein Mensch den Boden berührt zu haben. Doch unser Guide erklärte uns, dass in diesen Wäldern tatsächlich Ureinwohner leben und sie diese ab und an besuchen gehen. Ich war einfach nur fasziniert von der Schönheit dieser Gegend. Auf ca. Hälfte des Weges machten wir Halt, und stiegen einen Wasserfall hinauf. In dem Zwischenbecken konnte man dann dank Schwimmweste ohne große Anstrengung umher paddeln oder sich mit etwas Mühe auf die Felskante setzen und sich von den Wassermengen des Wasserfalls den Rücken massieren lassen. Weiter ging es dann durch die ein oder andere etwas kniffliger Stromschnelle, da ging auch der ein oder andere Mann über Board. Am schönsten war es, als wir durch einen Canyon paddelten und uns auch dort im Wasser treiben lassen konnten, den Blick in den Himmel, wo man in scheinbar unendlich weit entfernte Baumwipfel schauen konnte. Es wirkte so schön und irgendwie unwirklich. Es war wie ein Bilderbuch. Am Ende der fast vierstündigen Tour gab es dann noch ein typisch costaricanisches Mittagessen, bevor es mit dem Bus wieder nach Hause ging. Es war ein tolles Erlebnis und ein schöner Abschluss des Jahres. Einziger Nachteil war, dass mir am nächsten Tag furchtbar der Rücken weh tat.








Bilder: EXPLONATURA Turrialba

Mittwoch, 13. Januar 2016

13/366

Ich weiß, ich weiß, es kommt reichlich spät, aber nichts desto Trotz möchte ich es mir nicht nehmen lassen euch allen ein gesundes und glückliches Jahr 2016 zu wünschen

Für mich hat das Jahr holprig und sehr stressig angefangen, aber das kann mich nicht davon abhalten zuversichtlich und voller Aufregung auf die kommenden zwölf Monate zu blicken. Die Hälfte meiner Zeit unterwegs ist nun rum. Ich bin gerade mitten drin im Leben, im Erleben, im Entdecken und Genießen und freue mich unglaublich auf alles was mich in den kommenden Monaten hier in Costa Rica, im Februar in Panama und dann im Frühjahr in Argentinien und Brasilien erwarten wird. 

Was ich mir am meisten von 2016 und mir selbst erhoffe, ist ein glückliches Jahr. Und genau das wünsche ich auch allen anderen. Seit dem  ich mit dem Buch "Wo geht's denn hier zum Glück - Meine Reise durch die 13 glücklichsten Länder der Welt" angefangen habe, habe ich doch mehr und mehr über mein Wohlbefinden und die in diesem Buch gegebenen Anregungen und Ideen nachgedacht. Seit nun schon vielen Wochen schon bin ich sehr glücklich hier. Ich fange so langsam an zu lernen, im Moment zu leben, nicht ständig über die Zukunft zu grübeln und einfach mal den Augeblick zu genießen. In dem Buch heißt es "Glücklich sind Menschen immer dann, wenn sie die Gelegenheit bekommen, ihre beiden Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Nähe einerseits und nach Wachstum, Autonomie und Freiheit andererseits stillen können." - Dieser Satz erschien mir wie ein Spiegel.  Denn genau das erlebe und durchlebe ich gerade. Ich lebe meinen Wunsch nach Freiheit, das mir im Leben höchste Gut. Ich kann das machen was ich möchte, reisen, lernen, neue Menschen, Sprache und Kultur kennen lernen. Gleichzeitig habe ich in den letzten Wochen auch engen Kontakt zu Freunden zu Hause gehabt, und war wieder einmal mehr dankbar für all' die interessanten und großartigen Menschen in meinem Leben. Ich bin der Meinung, dass ein jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Man kann nicht darauf warten, dass das Glück vorbei kommt und bleibt. Man muss sich aktiv darum bemühen. Und das heißt nicht nur auf den nächsten Urlaub warten, um dann wieder im tristen Alltag zu verkümmern, sondern dafür sorgen, dass man sich auf Dauer wohl fühlt, Glücklich-Sein als eine Einstellung zum Leben betrachtet und nicht als einen Wimpernschlag. 
Es ist nicht so, dass ich hier jeden Tag gute Laune versprühe oder mit einem Dauergrinsen herum laufe, aber tief in mir drin, bin ich rund um zufrieden, bin glücklich hier zu sein und möchte in diesem Moment nirgendwo anders sein. 
Als ich am Anfang noch so meine Probleme hier hatte, war ich trotzdem überzeugt gewesen dass "alles gut ist, wie es ist." Und ja es war und ist, alles gut wie es ist, wurde sogar noch besser und ich bin gespannt, was noch alles auf mich wartet. Ich kann und darf das machen, was mich glücklich macht. Folge meinem vom Fernweh geprägtem Herzen, denn dass ist es am Ende, was mich wirklich glücklich macht und mich mit tiefer Zufriedenheit erfüllt. . 

Ich wünsche all' meinen Lieben, Freunden, Verwandten und lieben Mitmenschen, dass sie genauso glücklich und zufrieden mit ihrem Leben sind. Vielleicht müssen wir uns ein bisschen was von den Südamerikanern abschauen, ohne dabei in die gleiche Trägheit zu verfallen. Aber vielleicht doch unserer Werte und Prioritäten überdenken und in das investieren, was uns glücklich macht.

Alles Liebe und Gute,

Laura 

The sky is the limit.
Bild via tumblr