Samstag, 24. Oktober 2015

Kein Dorfkind

Nachdem letzten Post, der vielleicht von der hier sonst üblichen Thematik etwas abgewichen ist, mir aber sehr am Herzen lag, möchte ich nun wieder von meiner Situation hier erzählen. Folgende Zeilen muss man also nicht unbedingt dreimal gelesen haben, um meine Absicht zu erkennen.

Nach nun einem Monat hier in Costa Rica, genauer gesagt in Santa Cruz, bin ich erneut zu der mir schon lange bewussten Erkenntnis gelangt: ich bin kein Dorfkind. 

Das bekomme ich hier sehr deutlich zu spüren.
Ich vermisse den Lärm, die Autos, die vielen Menschen, die vielen Läden, die vielen Möglichkeiten der Stadt.Hier habe ich vor allem eins: Viel Grün. Und viel Getier.
Ich bin hier sehr eingeschränkt und abhängig. Etwas, was ich gar nicht leiden kann. 

Mir fehlt die Freiheit entscheiden zu können, dass ich heute hier und morgen dort hin gehen kann, dass ich spontan in die Stadt fahren kann ohne zu wissen, wann genau ich wieder komme. 

Hier in meinem Dorf fährt der Bus sehr unregelmäßig und auch nur bis zu einer bestimmten Uhrzeit. Schon allein der Weg zur Bushaltestelle nimmt aber schon einen halben Tag ein, da ich nicht direkt im Dorf lebe, sondern noch etwas weiter abseits, wohin man nur über eine Schotterpiste gelangt. 
Das heißt prinzipiell, kann ich nur in die Stadt, wenn ich mit der Familie unterwegs bin oder zumindest gesichert ist, dass irgendwer mit dem Auto wieder nach oben fährt. 

Im Moment verbringe ich jeden Tag im Hotel, jeden Tag mit den gleichen Menschen. Aber ein bisschen Abwechslung würde mir schon gut tun.
Ich möchte gern viel mehr sehen, mir hier was anschauen, das Land und Leute kennen lernen. Doch da gibt es zwei Haken: Das schlechte Bussystem, und das man auch hier sehr besorgt um mich ist, dass ich hier verloren gehe. Zwei Dinge, die ich mir so nicht vorgestellt hatte. 

Diese Enge in einem Dorf macht mich schier wahnsinnig. Immer die gleichen Leute, immer die gleichen Häuser, immer der gleiche Vulkan. Mir war schon immer bewusst, dass ich kein Dorfkind bin, aber dass es so schwer wird, hätte ich nicht gedacht.

Die Abhängigkeit und der Mangel an Freiheit, welcher verschiedene Gründe hat, machen mir derzeit wirklich zu schaffen. 

Ich weiss, dass dieses Tief irgendwann vorbei sein wird. Mir wird die Zeit hier nicht schaden. Ich lerne trotzdem viel, auch solche Erfahrungen muss man gemacht haben. 
Wenn auch am Ende vielleicht nur, um sich in seiner Lebensweise und Liebe zur Stadt bestätigt zu wissen. 
Doch wie ich immer zu sagen pflege, woher hätte ich wissen sollen, wie ich mit so einer Situation umgehe, wenn ich es nicht probiert hätte?, wenn ich nicht weggegangen wäre und mich ins Unbekannte gestürzt hätte?
Es ist schon alles richtig, so wie es ist. 

Und wer weiß, vielleicht werden das Dorfleben und ich ja doch noch Freunde, naja oder zumindest gute Bekannte.

Freuden der Naturnähe...

...wenn das dem Nautrburschen nicht das Herz'l höher schlagen lässt, dann weiß ich auch nicht.

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