Samstag, 26. September 2015

Aus dem Leben eines Praktikanten

Holá Holá, 

die ersten zwei Tage in der Lodge sind vergangen und dieses und jenes ist passiert...

Gestern war mein offiziell erster Arbeitstag, sofern man das so nennen kann. Ich schaute hier und da jemandem über die Schulter, lernte eifrig Spanisch und hatte im Großen und Ganzen nix besonderes zu tun. Über den Tag hinweg lernte ich mehr und mehr Personal kennen. Da haben wir Yuliana, die Rezeptzionistin, die am Mittag aber auch schon ihren zweitägigen Urlaub antrat und mich allein ließ. Dann sind da Pedro und Rossana, die Eheleute, denen das Hotel gehört. Rossana sehe ich kaum, Pedro hingegen ist immer irgendwo im Gelände unterwegs. Dann gibt es noch zwei aufgeweckte Burschen, Cesar und Olman, die zwar hauptsächlich im Restaurant zuständig sind, aber prinzipiell als individuell einsetzbar gelten. Marta und Ana sind zwei Zimmermädchen, mittleren Alters, und dann wäre da noch die Köchin Norma. Es gibt, so glaube ich, noch mehr Personal, doch dessen Bekanntschaft habe ich so weit noch nicht gemacht.
Im Moment ist mein Tagesablauf sehr unkoordiniert. Ich habe noch keinen richtigen Plan, kann aufstehen, wann ich will, ins Bett gehen, wann es mir passt. Nun ist es nicht so, dass ich noch nix gelernt habe. Ich habe schon Reservierungen angenommen, Telefongespräche mir Gästen geführt, Verfügbarkeiten auf Expedia und Co kontrolliert, Rechnungen aufgestellt und Raumlisten koordiniert. Ab und an zeigt mir jemand was neues oder ich soll etwas erledigen, was ich schon beherrsche, doch das alles in sehr unregelmäßigen Abständen und so kann es auch passieren, dass ich mal mehrere Stunden lang nix tu'. Dabei ist es eben ungünstig, dass ich keinen konkreten Tagesplan habe. Aber wer weiss, vielleicht ändert sich das noch.
Der gesamte Oktober wird noch sehr ruhig verlaufen, ab November beginnt dann die Hochsaison.
In zwei Wochen werden noch zwei weitere costaricanische Praktikanten kommen, welche für ca. einen Monat bleiben werden. Auf jeden Fall werde ich dann erst mal Gesellschaft haben und vor allen Dingen jemanden, der mir helfen kann mein Spanisch zu verbessern. Ich bemühe mich zwar so viel wie möglich zu sprechen, besonders mit den Zimmermädchen, die kein Englisch sprechen, aber ich werde noch viel üben müssen.

Gestern Abend erschien eine deutsche Gruppe mit ihrem Guide. Man war sehr überrascht hier auf Deutschsprachige zu treffen, wie es mich dann hätte hierher ins Nirgendwo verschlagen können. Bei diesem Grüppchen waren zu meines ganz besonderen Freude auch Gäste aus dem Schwabenlän'le dabei und eine Familie aus Plauen, die ihr Glück, sich hier auf Deutsch unterhalten zu können, kaum fassen konnte. Alles in allem war es sehr nett. Nur verwunderlich war, dass heute morgen halb sechs eben jene Familie vor meinem Fenster (es zeigt zum Garten) rumhirschte. Nicht nur, dass mir das Vogelgezwitscher, welches hier kontinuierlich 24/7 zu existieren scheint, auf die noch nicht ganz munteren Nerven ging, nein jetzt musste ich mir auch noch den ihr Palaver über eben jene Singdrosseln anhören. Gott sei Dank schlief ich bald darauf wieder ein (es können aber auch wirklich nur Deutsche sein, die früh halb sechs durch den Garten tigern, auf der Suche nach seltenen Vögeln oder was auch immer) und erschien dann halb acht in der Lobby. Es hieß ja, ich soll aufstehen wann es mir passt. Da war die deutsche Gruppe, wie sollte es anders sein, auch schon weg.

Sehr interessant war heute Vormittag, dass ich feststellen durfte, dass es auch in Costa Rica Erdbeben gibt. Das war mir neu. Das ganze verlief allerdings ähnlich wie in Taiwan: es wackelt einemal kurz alles, jeder ging seiner Sache weiter nach ohne sich großartig stören zu lassen. Ganz normal eben.
Auch nett war, dass am Nachmittag plötzlich der AdobeReader nicht mehr funktionierte. Nun saßen Pedro und ich, ein alter Mann und ein "Computergenie" vor dem Rechner und wussten nicht weiter. Ein jeder der meine Fähigkeiten am Computer kennt, kann sich sicherlich bildhaft vorstellen, wie das Ganze ausgesehen haben muss. Mit Hilfe einer deutschen, für mich gut verständlichen Website ließ sich das Problem dann allerdings doch noch lösen.

Im Allgemeinen erinnert mich hier viel an Taiwan, das Wetter, welches recht feucht und eher angenehm als sehr warm ist (Das hängt aber wohl mit der Höhe zusammen, unten im Tal in Turrialba muss es sehr warm sein), ebenso auch die Häuser in San José und die Gerüche überall. Lustigerweise will ich auch die ganze Zeit auf Chinesisch antworten, was natürlich überhaupt kein Sinn macht, aber sich für mich seltsam natürlich anfühlt. Ich glaube es hängt mit dem "Sich-in-der-Ferne-befinden" zusammen, was mein Unterbewusstsein automatisch mit der Zeit in Taiwan gleichsetzt. Ich werde in den kommenden Monaten bestimmt hier und da noch mal einen Vergleich zu Taiwan ziehen, d.h. wer keine Ahnung hat wovon ich spreche, liest vielleicht nochmal auf www.121degreeseastwards.blogspot.de nach.

An der Länge dieses Posts ist glaube ich eindeutig erkennbar, wie viel Zeit ich hier im Moment habe. Ich könnte wahrscheinlich auch noch bis heute Abend, mit kurzen Unterbrechungen, weiter schreiben, aber das liest dann wahrscheinlich eh niemand mehr. Deswegen höre ich an dieser Stelle auch auf, wünsche eine gute Nacht/ wahlweise guten Morgen und werde mich demnächst wieder melden mit spannenden Geschichten aus dem Leben eines Praktikanten.


Bis dahin, 

Laura 

Blick von der Lodge aus ins Tal nach Turrialba

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